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Kräuterbutter mit Milzkraut und Tomate

Als ich das Wechselblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium, Saxifragaceae) für dieses Rezept gesammelt habe, haben mich gleich mehrere Spaziergänger angesprochen, ob ich Gundelrebe (Glechoma hederacea, Lamiaceae) pflücke? Da wusste ich, dass es höchste Zeit ist, einen Blog-Beitrag über dieses Pflänzchen zu schreiben!

Wer Milzkraut kennt, kann sich ganz einfach den Winter hindurch über die Blättchen eine Portion Bitterstoffe abgreifen. Sie erinnern mit ihrer saftig-fleischigen Konsistenz etwas an Gurke mit einer leicht herben Note. Sobald die Pflanze blüht, nimmt das Bittere zu. Schon jetzt habe ich erste Blütenknospen entdeckt, so richtig los geht es dann von März bis Mai.

Und wie erkennt man dieses Kraut? Der wissenschaftliche Name Chrysosplenium alternifolium sagt eigentlich schon alles:

  • chrysos – gelb, bezieht sich auf die goldgelben Hochblätter, die die unscheinbaren, grünlichgelben, vierzähligen Blüten umgeben und ihre Attraktivität für Bestäuber erhöhen.
  • splen – Milz, bezieht sich auf die Blattform. Die Blätter sind milz- oder nierenförmig mit deutlich gekerbtem Rand und herzförmigem Grund. Außerdem sind sie sowohl auf der Oberseite als auch auf der Unterseite deutlich abstehend behaart.
  • alternifolium – wechselständig, die Blätter befinden sich am Stängel nicht gegenüber einander sondern abwechselnd mal links, mal rechts.
Milzkraut-Blaetter
Blätter des Wechselblättrigen Milzkrauts (Chrysosplenium alternifolium, Saxifragaceae)
Milzkraut in Blüte

Die Gundelrebe, auch Gundermann genannt, hat zwar sehr ähnlich geformte und ebenfalls behaarte Blätter, sie lässt sich aber schon durch den minzig-aromatischen Duft vom Milzkraut unterscheiden. Außerdem setzen ihre Blätter gegenständig an langen oberirdischen Ausläufern an. Anders als beim Milzkraut sind die netzartigen Blattnerven deutlich zu erkennen. Ihre Blüte weist die Gundelrebe als typischen Lippenblütler (Lamiaceae) aus. Alles über die charakteristischen Merkmale dieser Pflanzenfamilie, kannst du in meinem Blog-Beitrag nachlesen, der die Gundelrebe sogar in den Mittelpunkt stellt.

Witzigerweise gibt es eine Milzkraut-Art mit gegenständigen Blättern, die genauso zu verwenden ist wie das Wechselblättrige Milzkraut, das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium, Saxifragaceae). Hier besteht allerdings keine Verwechslungsmöglichkeit: Die Blätter sind rautenförmig und setzen keilförmig am Blattsteil an, nicht herzförmig wie beim Wechselblättrigen Milzkraut oder der Gundelrebe. Beide Milzkraut-Arten wachsen gerne mal nebeneinander, am liebsten an schattigen, feuchten Standorten wie Bachufern, in Au- und Bergwäldern. Die Gundelrebe mag es nicht ganz so nass und ist nicht nur in Wäldern, sondern auch auf Wiesen anzutreffen. Noch ein Fun Fact für alle Botanik-Liebhaber: Neben der Gattung Steinbrech (Saxifraga) ist Chrysosplenium die einzige in Mitteleuropa heimische Gattung in der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) [2].

Milzkraut bevorzugt schattige, feuchte Standorte.
Milzkraut-Blueten
Die goldgelben Hochblätter vergrößern die Blüten optisch.

Entsprechend der Signaturenlehre hat man Milzkraut im Mittelalter bei Erkrankungen der Milz eingesetzt, in der Homöopathie heute noch zur Blutbildung und bei Leukämie [3].

Aufgrund seiner leicht herben Note macht sich Milzkraut als Würzkraut gut, z.B. fein geschnitten in Salat, Gemüsefüllungen oder in dieser Kräuterbutter, wo es einen schönen Akzent setzt neben Zitrone und getrockneter Tomate.

Milzkrautbutter

KRÄUTERBUTTER MIT MILZKRAUT UND TOMATE

ERGIBT 125 g
glutenfrei, laktosefrei

125 g weiche Butter (oder eine vegane Alternative)
Abrieb von 1/2 Zitrone
1/4 Tl Fleur de Sel
2–3 Umdrehungen aus der Pfeffermühle
eine große Handvoll (etwa 10 g) Milzkraut, fein gehackt
20 g getrocknete Tomaten, fein gehackt

Butter mit Zitronenabrieb, Salz und Pfeffer mit dem Handrührgerät schaumig aufschlagen. Teelöffelweise in gehacktem Milzkraut oder getrockneten Tomaten wälzen und die Bällchen in eine Silikonform (etwa 8 cm x 5 cm x 4 cm) drücken oder mithilfe eines Stücks Backpapier zu einer Rolle formen und an den Enden wie ein Bonbon verzwirbeln. Mehrere Stunden oder über Nacht im Kühlschrank fest werden lassen. Zum Servieren in Scheiben schneiden. Hält sich ein paar Tage gut gekühlt.

Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.

Literatur

[1] Lüder, R.: Grundkurs Pflanzenbestimmung. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2013.
[2] Lüder, R.: Grundlagen der Feldbotanik – Familien und Gattungen einheimischer Pflanzen. Haupt Verlag, Bern 2018.
[3] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.