Noch nie habe ich erlebt, dass es so viele Bucheckern gibt wie diesen Herbst – was für ein Mastjahr! Gerade auf Wegen liegen sie wie auf dem Präsentierteller und lassen sich händeweise einsammeln. Man muss sich nur überlegen, ob man tatsächlich Zeit und Lust hat auf die ganze Schälarbeit! Denn das ist tatsächlich etwas mühsam. Bei mir hat es aber ganz gut funktioniert, Abend für Abend eine kleine Menge Nüsse freizulegen. So kam ein großes Glas voll zusammen – genug, um diese fruchtig-nussig-schokoladigen Happen für den Plätzchenteller zu entwickeln!
Bucheckern sind die Früchte der häufigsten mitteleuropäischen Baumart, der Rot-Buche (Fagus sylvatica, Fagaceae). Ihr wissenschaftlicher Name bedeutet so viel wie Essen aus dem Wald. Sie ist aber auch ein wichtiger Lieferant für hartes, schweres Holz, das gern im Möbelbau eingesetzt wird. Es hat eine rötliche Färbung – daher der deutsche Name Rot-Buche. Du erkennst diese sommergrüne Laubbaumart gut an der glatten, grauen Rinde und an den ovalen, ganzrandigen, glänzenden Blättern. Rot-Buchen werden etwa 25 bis 45 Meter hoch. Manchmal werden sie mit Hainbuchen (Carpinus betulus, Betulaceae) verwechselt, deren Blätter jedoch am Rand doppelt gesägt sind und gerade bei älteren Exemplaren wirkt der Stamm wie verdreht. [1]
Die Blüten der Rot-Buche werden vom Wind bestäubt, dabei befinden sich männliche und weibliche Anteile zwar auf einem Baum (Einhäusigkeit) aber in separaten Blüten (Getrenntgeschlechtlichkeit). Bucheckern sind einsamige, dreikantige Nüsse, meist zwei davon wachsen in stacheligen Fruchtbechern (Cupula) heran, die sich vierteilig öffnen [1]. Von Ende September/Anfang Oktober bis November lassen sie sich auflesen – besonders gut nach Windböen.
Bucheckern sind sehr nährstoffreich und enthalten u.a. 35% fettes Öl, 40% Stärke, 25% Eiweiß, Vitamin C, Calcium und Eisen. Damit sind sie eine wichtige Futterquelle für viele Tiere, die ihre versteckten Wintervorräte oft nicht wiederfinden und damit zur Verbreitung der Rot-Buche beitragen. Alle 5 bis 8 Jahre kommt es bei Buchen zu besonders fruchtreichen Jahren, sogenannten Mastjahren. Im folgenden Frühjahr finden sich besonders viele Keimlinge, die genau wie junge Buchenblätter essbar sind, wie du in diesem Blog-Beitrag nachlesen kannst. [2, 3]
Noch ein paar Hinweise zur Verarbeitung von Bucheckern: Wer die gesammelten Früchte nicht gleich verarbeitet, sollte sie unbedingt zum Trocknen auf ein Tuch oder Zeitungspapier ausbreiten, damit sie nicht schimmeln. Die Schale lässt sich leicht mit dem Fingernagel oder Messer aufbrechen. Wer größere Mengen Bucheckern (mehr als 50 Stück) zu sich nehmen möchte, sollte sie gut durch erhitzen, z.B. 5 Minuten in der Pfanne rösten, sonst können die darin enthaltenen Substanzen wie Alkaloide und Fagin Kopfschmerzen und Magenverstimmung verursachen [2, 3].
Das braune Häutchen löst sich beim Erhitzen und lässt sich leicht entfernen, kann aber auch mitgegessen werden. Noch etwas Salz dazu und schon kannst du deine gerösteten Bucheckern als Snack knabbern oder über den Salat streuten! Oder du gibst sie ins Müsli (natürlich ungesalzen), in Gebäck, Pesto oder Risotto. Den Möglichkeiten sind mal wieder keine Grenzen gesetzt! Aber diese Bucheckern-Bites würde ich dir wirklich ans Herz legen – bei Zeitmangel auch ganz ohne Bucheckern und Schokolade – der perfekte Energiespender für den nächsten Ausflug!
BUCHECKERN-BITES
ERGIBT 8 STÜCK
glutenfrei, vegan, laktosefrei
Für die Bites
75 g Datteln
50 g feine Haferflocken
75 g Aprikosen
25 g Mandelmus, braun
Abrieb von einer Orange
20 g (etwa 2 El) geröstete Bucheckern, gehackt
Für die Dekoration
30 g geschmolzene Zartbitter-Schokolade, Kakaogehalt 70%
1 El geröstete Bucheckern
Datteln eine Stunde mit Wasser bedeckt einweichen oder weiche Datteln verwenden. Haferflocken bei 160°C 10 Minuten im Ofen rösten. Anschließend im Mulitzerkleinerer mit S-Klinge zu einem feinen Mehl verarbeiten. Aprikosen klein schneiden und mit den Datteln im Mulitzerkleinerer mit S-Klinge zu einer homogenen Masse verarbeiten. Hafermehl, Mandelmus und Orangenabrieb untermixen. Zuletzt gehackte Bucheckern unterkneten. Die Masse zwischen zwei Stücken Backpapier 1,5 cm dick ausrollen. Im Kühlschrank gut verpackt zwei Stunden fester werden lassen.
Stücke von etwa 2×4 cm aus der Masse schneiden. Mit Schokolade verzieren und jeweils 3–4 Bucheckern in die Oberfläche drücken. Hält sich im Kühlschrank 1–2 Wochen.
Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.
Literatur
[1] Lüder, R.: Grundkurs Gehölzbestimmung. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2012.
[2] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.
[3] Strauß, M.: Köstliches von Waldbäumen: bestimmen, sammeln, zubereiten. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2010.