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Vogelmiere mit Sesam-Dressing

Die Idee zu einer asiatisch inspirierten, erfrischenden Vogelmieren-Vorspeise schwebt mir schon lange im Kopf herum – zum Glück ist jetzt noch Gelegenheit, sie umzusetzen! Denn die einjährige VogeImiere (Stellaria media, Caryophyllaceae) ist so keim- und wuchsfreudig, dass man sie ganzjährig ernten kann, vor allem aber im Frühjahr und Herbst, weniger im Hochsommer. Selbst unter einer geschlossenen Schneedecke wächst sie weiter und aus gefrorenen Polstern sprießen bald neue Triebe nach.

Mit ihrem sehr milden Geschmack, der an jungen Mais erinnert, ist sie ein fantastisches Kraut für den Einstieg in die Welt der essbaren Wildpflanzen. Nicht zuletzt, weil sie sicher an der Haarleiste am runden Stängel zu erkennen ist. Meist bekommt man eher ein Büschel Vogelmiere als einzelne Pflänzchen zu fassen: Sie bildet niedrige Blattteppiche aus unzähligen Trieben. Auch ein gutes Erkennungsmerkmal: Die ganzrandigen, eiförmigen Blätter wachsen gegenständig. [1, 2]

Teppich aus Vogelmiere (Stellaria media, Caryophyllaceae)
Vogelmiere-Haarleiste
An der Haarleiste am Stängel ist die Vogelmiere zu erkennen.

In den Blattachseln bilden sich laufend neue weiße, sternförmige Blüten. Auf den ersten Blick scheinen sie zehn Blütenblätter zu besitzen. Tatsächlich sind die fünf Blütenblätter so tief geschlitzt, dass sie die doppelte Anzahl vortäuschen. Bis zu 20 000 Samen bildet die Gesamtheit aller Kapseln einer Pflanze aus. Diese sind bei Singvögeln als Nahrungsquelle sehr beliebt, was der Vogelmiere wohl ihren Namen eingebracht hat. Manchmal wird sie auch als Hühnerdarm bezeichnet: Ziehst du an einem Stängel, kommt im Inneren ein Leitbündelstrang zum Vorschein.

Wo findest du Vogelmiere? Sie liebt nährstoffreiche, feuchte Böden an halbschattigen Standorten und erobert im Nu Brachflächen im Garten oder auf dem Acker, auch vor Blumentöpfen und Balkonkästen macht sie keinen Halt. Gelegentlich trifft man sie auch an Wald- und Wegrändern an. [1,2]

Vogelmiere-Bluete
Blüte der Vogelmiere mit tief geschlitzten Blütenblättern
Vogelmiere-Leitbahnen
Der Leitbündelstrang lässt sich aus dem Stängel ziehen.

In der Volksmedizin kommt sie wegen schleimlösender Saponine bei Husten und zur Reinigung des Organismus zum Einsatz – wegen des hohen Gehalts dieser Inhaltsstoffe sollte man allerdings nicht zu große Mengen und zu oft Vogelmiere zu sich nehmen. Äußerlich findet sie aufgrund entzündungshemmender Eigenschaften bei kleinen Verletzungen, Verbrennungen und Hauterkrankungen Verwendung [1, 3].

Die zarten Stängel samt Blättern und Blüten sind nicht nur in den obengenannten Situationen, sondern auch im Salat, Pesto, Smoothie, Wildpflanzen-Spinat oder einer Gemüsefüllung genau richtig: Sie strotzen vor Mineralien und Spurenelementen wie Eisen und Selen, enthalten Vitamin C, A, sowie die seltenen B-Vitamine [3]. Wer Vogelmiere also bisher als Unkraut gefürchtet hat: Beherzt zupacken – sie lässt sich nämlich ganz leicht entwurzeln – und mit etwas Sesam-Dressing angemacht verspeisen!

Vogelmiere-Sesam-Dressing

VOGELMIERE MIT SESAM-DRESSING

FÜR 2 PERSONEN
laktosefrei, vegan

2 kleine Hände voll Vogelmiere
2 Tl heller Sesam
1Tl schwarzer Sesam
1 El Sojasauce
1 El Sesamöl
1 Tl Reisessig
1 Knoblauchzehe, fein gerieben

Vogelmiere waschen und gut trocknen, z.B. mit einer Salatschleuder. Beide Sorten Sesam in der Pfanne ohne Fett rösten, bis sie aromatisch duften. Sojasauce, Sesamöl, Reisessig und Knoblauch zu einem cremigen Dressing verrühren und mit dem Sesam über die Vogelmiere geben. Vorsichtig mischen und sofort servieren.

Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.

Literatur

[1] Storl, W.-D.: Die „Unkräuter“ in meinem Garten. Gräfe und Unzer Verlag, München 2018.
[2] Strauß, M.: Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen: bestimmen, sammeln, zubereiten. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2010.
[3] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.