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Vegane Staudenknöterich- und Erdbeer-Törtchen

Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica, Polygonaceae) ist eine Pionierpflanze. Auf vulkanischen Aschefeldern in Japan bereitet er den Weg für andere Arten und schafft damit neue Lebensräume [1]. Sein Erfolgsgeheimnis: Unterirdische Sprosse, sogenannte Rhizome, die bis zu 10 cm dick werden können, in kleinste Ritzen eindringen und sie durch ihr Wachstum sprengen. Das funktioniert natürlich nicht nur bei erstarrter Lava, sondern auch bei Mauerwerk, Asphalt, Fundamenten von Häusern, Dämmen, Uferbefestigungen und Gleisanlagen. Darüber hinaus bildet Japanischer Staudenknöterich mit seinen Wurzelausläufern dichte geschlossene Bestände, die das Wachstum anderer Pflanzen kaum zulassen. Du merkst schon, worauf das hinausläuft: 1825 hat man ihn aus seiner Heimat – China, Korea und Japan – als Zierpflanze in Europa eingeführt, wo er verwilderte [2]. Er zählt inzwischen weltweit zu den 100 invasivsten gebietsfremden Arten [3]. Allein in Deutschland liegen die Kosten, um direkte Schäden zu beheben, und für die Bekämpfung in Millionenhöhe [1].

Japanischer-Staudenknoeterich
Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica, Polygonaceae)

Es macht aus meiner Sicht jedoch wenig Sinn, eine Pflanze zum Sündenbock für etwas zu erklären, das ein menschengemachtes Problem ist: Indem wir unablässig natürliche Lebensräume zerstören, schaffen wir ausgedehnte Pionierhabitate, in denen sogenannte invasive Arten überhaupt erst Fuß fassen können. Eine gut recherchierte, erfrischend andere Sicht auf das Thema bieten Nicole Patrice Hill & Kollibri terre Sonnenblume in ihrer Publikation The Troubles of „Invasive“ Plants, die sie kostenfrei als Download anbieten. Statt Millionen für eine Bekämpfung auszugeben, die wenig Erfolg hat, sollten wir Japanischen Staudenknöterich nutzen! Er ist eine hervorragende Bienenweide und wird erfolgreich gegen Borreliose eingesetzt [5].

Aber vor allem kannst du ihn essen: Er schmeckt säuerlich, ähnlich wie Rhabarber – beide Pflanzen gehören zu den Knöterichgewächsen. Typisch für die Familie ist der saure, oxalsäurehaltige Pflanzensaft. Charakteristisch sind auch die verdickten Ansatzstellen der Blätter, sogenannte Knoten oder Nodien, die von einer stängelumfassenden Röhre umgeben sind, der Nebenblattscheide oder Ochrea [6]. Die Stängel des Japanischen Staudenknöterichs sind rot gefleckt. Seine wechselständigen Blätter sind am Grund gestutzt, die des sehr ähnlichen, ebenfalls essbaren Sachalin-Staudenknöterichs (Reynoutria sachalinensis, Polygonaceae) haben eine herzförmige Blattbasis und sind unterseits behaart [6]. Die beiden Arten neigen auch zur Bastardisierung.

Japanischer-Staudenknoeterich
Junge Nebenblattscheiden des Japanischen Staudenknöterichs (Reynoutria japonica, Polygonaceae)
Ochrea-Japanischer-Staudenknoeterich
Ältere Nebenblattscheiden

Ab März/April kannst du die 15 cm hohen Triebe des Japanischen Staudenknöterichs ernten, später bieten die langen Internodien zwischen den Knoten eine üppige Ernte, von der man die faserige Haut abzieht [2, 7]. Neu austreibende Stängel können pro Tag 10–30 cm wachsen und in wenigen Wochen 3–4 m erreichen. Ab Juni werden sie jedoch zäh und holzig, in großen Mengen können sie leicht abführend wirken. Außerdem solltest du beim Ernten darauf achten, dass an deinem Sammelort weder Herbizide zur Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs eingesetzt werden, noch der Boden mit Schwermetallen belastet ist, denn die kann er akkumulieren [8]. Reste, die man nicht verarbeitet, gehören auf keinen Fall in den Kompost, da Japanischer Staudenknöterich sehr ausbreitungssfreudig ist. An Fluss- und Bachufern, Waldwegen, sonnigen Gebüschsäumen sowie nährstoffreichen Kies- und Schotterböden fühlt er sich besonders wohl [6, 8].

Japanischer-Staudenknoeterich
Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica, Polygonaceae)
Japanischer-Staudenknoeterich

Junge Sprosse lassen sich nicht nur kurz gebraten oder gedünstet als Stängelgemüse zubereiten oder ähnlich Canneloni füllen, sondern eigenen sich auch im Kuchen und Kompott oder roh in kleinen Mengen in Salaten. Von August bis September kann man sogar weiche Wurzelabschnitte geschält als Kochgemüse genießen [8]. Mich persönlich hat der Japanische Staudenknöterich besonders in diesen cremigen Törtchen auf Cashew-Basis überzeugt – in Kombination mit den ersten Erdbeeren der Saison, die sich als Überraschung in der Mitte verstecken!

Staudenknoeterich-Erdbeer-Toertchen

VEGANE STAUDENKNÖTERICH- UND ERDBEER-TÖRTCHEN

ERGIBT 6 STÜCK
vegan, laktosefrei

Für den Erdbeer-Spiegel
80 g Erdbeeren
20 g Gelierzucker 3:1

Für den Erdbeer-Kern
180 g Erdbeeren
20 g Ahornsirup
5 g Agartine

Für den Boden
50 g Datteln
40 g Mandeln
40 g Haferflocken

Für die Staudenknöterich-Masse
200 g Cashew-Kerne
500 g Staudenknöterich
150 g Kokosöl
Saft und Abrieb einer Zitrone
100 g Ahornsirup
1 El Flohsamenschalen, gemahlen

Für die Deko
eine Handvoll Erdbeeren

Am Vortag Datteln für den Boden und Cashew-Kerne für die Staudenknöterich-Masse in getrennten Gefäßen mit Wasser bedecken und über Nacht einweichen lassen.
Für den Erdbeer-Spiegel Erdbeeren pürieren und mit dem Gelierzucker aufkochen, im Kühlschrank aufbewahren.
Für den Erdbeer-Kern Erdbeeren und Ahornsirup pürieren, mit der Agartine 2 Minuten aufkochen und in zylindrische Silikon-Förmchen (etwa 3 cm im Durchmesser, 4 cm hoch ) füllen und einfrieren.
Am nächsten Tag Mandeln und Haferflocken für den Boden 10 Minuten bei 160°C rösten. Mit den abgetropften Datteln in einer Küchenmaschine mit S-Messer zu einem Teig verarbeiten. Etwa 4 mm ausrollen und Kreise mit einem Durchmesser von 6 cm ausstechen. In 6 Edelstahlringe (Durchmesser 6 cm, Höhe 4 cm) legen.
Für die Staudenknöterich-Masse den Staudenkönterich mit einem Messer dünn schälen, in Stücke schneiden und mit ein paar Spritzern Wasser weich kochen. Du benötigst 400 g abgekühltes Püree. Das Kokosöl schmelzen. Abegtropfte Cashwe-Kerne, Zitronensaft und -abrieb, Ahornsirup und Staudenknöterich-Püree im Hochleistungsmixer zu einer homogenen Masse verarbeiten. Kokosöl und Flohsamenschalen dazugeben und kurz mixen.
Um die Törtchen zusammen zu setzen, 2/3 der Staudenknöterich-Masse auf die Böden in den Edelstahlringen geben. Jeweils einen gefrorenen Erdbeer-Kern hineindrücken und mit der restlichen Masse bedecken. Einfrieren. Vor dem Servieren eine dünne Schicht Erdbeer-Spiegel auf die Oberfläche der gefrorenen Törtchen geben. Törtchen anwärmen und aus den Ringen drücken. Sie benötigen 3 bis 4 Stunden bei Raumtemperatur, um aufzutauen. Nach Wunsch mit ein paar Erdbeeren dekorieren.

Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.

Literatur

[1] Starfinger, U., Kowarik, I., unter: https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/fallopia-japonica.html (abgerufen am 11.05.2020).
[2] Beiser, R.: Unsere essbaren Wildpflanzen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2014.
[3] Global Invasive Species Database, unter: http://www.iucngisd.org/gisd/100_worst.php (abgerufen am 11.05.2020).
[4] Hill, N. P., Sonnenblume, K. T., unter: https://macskamoksha.com/2019/01/invasive-zine (abgerufen am 11.05.2020).
[5] Buhner, S. H., unter: http://buhnerhealinglyme.com/ (abgerufen am 11.05.2020)
[6] Lüder, R.: Grundkurs Pflanzenbestimmung. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2013.
[7] Gibbons, E.: Stalking the Wild Asparagus. Stackpole Books, Lanham, 1962.
[8] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.