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Baumblatt-Onigiri: Blätter dieser Gehölze sind essbar Teil 2

Kennst du Onigiri, japanische Reisbällchen? Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen: dreieckig, viereckig oder kugelig. Oft ist ein Stück Nori-Alge um sie gewickelt, damit man sie besser greifen kann. Sie lassen sich sogar füllen, z.B. mit Kimchi, oder knusprig grillen! Ideal sind sie als Snack zum Mitnehmen. Genau das habe ich gemacht: Mit Onigiri mit schwarzem Sesam und Fliederblüten im Gepäck bin ich in den Wald geradelt, um essbare Baumblätter zu entdecken, die sich statt Nori als Geschmacksgeber und zum Festhalten eignen. Dank ein bisschen selbstgemachter, veganer Mayo kleben die Blätter besser und die Reisbällchen schmecken nochmal so gut! Wenn du dich nur für das Rezept interessierst: Hier geht’s direkt dorthin.

Die wichtigsten „Speisebäume“ für Salate habe ich dir ja schon letzte Woche vorgestellt. Heute zeige ich dir mit einer Handvoll Ausnahmen Bäume, Sträucher und Lianen, die sich nur in kleinen Mengen zum Aromatisieren und Würzen eignen – nicht nur heimische Arten, sondern auch solche, die als Zierpflanzen bei uns z.B. in Gärten zu finden sind. Wie gehabt sind sie nach Familienzugehörigkeit geordnet. Auf bekannte Halbsträucher wie Lavendel (Lavandula angustifolia, Lamiaceae), Rosmarin (Salvia rosmarinus, Lamiaceae) und Salbei (Salvia officinalis, Lamiaceae) gehe ich nicht weiter ein, da du diese Pflanzen bestimmt kennst. Je näher wir dem Ende der folgenden, sicher nicht vollständigen, aber umfassenden Liste kommen, desto bitterer sind die beschriebenen Blätter und zunehmend als Würze einzusetzen – ideal um Reisbällchen damit aufzupeppen. Im Anschluss folgen verholzende Pflanzen, deren Laub man vor allem arzneilich und zum Teil als Genuss-Tee verwendet. Ganz zum Schluss nenne ich giftige Gehölze, die du nicht zu dir nehmen solltest.

Rosengewächse (Rosaceae)

Die Familie der Rosengewächse beinhaltet nicht nur einen Großteil unserer Obstgehölze, sie hat auch in Sachen Blätter und Blüten viel zu bieten. Charakteristisch für viele Rosaceae sind cyanogene Glykoside, die giftige Blausäure freisetzen und vor allem in den Kernen vieler bekannter Früchte vorkommen. Einerseits entweicht diese Verbindung beim Erhitzen, andererseits fügen uns geringe Mengen keinen Schaden zu: Blausäure findet sich in vielen Nahrungsmitteln und verleiht ihnen den typischen Geschmack von Bittermandel und Marzipan [1].

In Hecken begegnet man häufig einem strauchigen Rosengewächs mit essbaren Blättern, Blüten und Früchten: Weißdorn. Junge Blätter vom Ein- und Zweigriffeligen Weißdorn (Crataegus monogyna bzw. C. laevigata, Rosaceae) haben ein nussiges Aroma und eignen sich sehr gut für Salat. Blätter und Blütenknospen werden im Englischen auch als „bread and cheese“ bezeichnet [2]. Spirituosen lassen sich mit Blättern und Blüten aromatisieren. Darüber hinaus sind sie ein anerkanntes Mittel zur Stärkung des Herzens und eignen sich ausgereift als Tee [3]. Die Blätter des Eingriffeligen Weißdorns besitzen spitze, tief eingeschnittene Lappen. Der Zweigriffelige Weißdorn hat abgerundete, nur leicht eingeschnittene Lappen und blüht zwei Wochen früher [4, 5].

Weißdorn-Bluetenknospen
Blätter und Blütenknospen des Zweigriffeligen Weidßorns (Crataegus laevigata, Rosaceae)
Weißdorn
Blatt des Eingriffeligen Weißdorns (Crataegus monogyna, Rosaceae)

Die Brombeere (Rubus fruticosus, Rosaceae) hat nicht nur leckere Früchte, auch Blattknospen, junge Blätter und Triebspitzen schmecken fantastisch – angenehm mild und aromatisch-würzig zugleich. Eigentlich handelt es sich dabei um eine Sammelart. Du erkennst sie an den bogig aufsteigenden bis kriechenden, bestachelten Stängeln und unpaarig gefiederten, grob gesägten Blättern mit 3–7 Fiederblättern. Die obengenannten Pflanzenteile eignen sich in Salaten, Suppen, Gemüsegerichten und Wildpflanzensalz, solange die Stacheln auf der Blattunterseite noch weich sind. Brombeer-Blätter enthalten viele Gerbstoffe und lassen sich auch als Tee trocknen oder fermentieren. Dann erinnern sie an Schwarztee [1]. Die Himbeere (Rubus idaeus, Rosaceae) lässt sich ähnlich verwenden. Ihre Blätter sind im Gegensatz zu denen der Brombeere von unten weißfilzig behaart und halten Teemischungen zusammen [3].

Brombeere-Knospe
Knospen der Brombeere (Rubus spec., Rosaceae)
Brombeere
Brombeer-Blatt

Selbstverständlich gehören auch Wildrosen und ihre Kreuzungen zu den Rosengewächsen, z.B. die Hunds-Rose (Rosa canina, Rosaceae). Die unpaarig gefiederten Blätter aller Rosen sind essbar; zarte, weiche lassen sich roh oder gekocht verwenden. Sie ergeben einen neutralen Tee. [1, 3]

Unpaarig gefiederte Blätter besitzt auch die Vogelbeere/Eberesche (Sorbus aucuparia, Rosaceae). Ihre Blatt- und Blütenknospen schmecken mandel- und marzipanartig. Aufgrund der enthaltenen Blausäure-Glykoside solltest du nur ein paar davon knabbern oder sie einsetzen, um Desserts oder Sirup damit zu aromatisieren. Die Mehlbeere (Sorbus aria, Rosaceae) lässt sich ähnlich verwenden. [1, 6]

Vogelbeere
Vogelbeere (Sorbus aucuparia, Rosaceae)

Die Blätter vieler weiterer Rosengewächse laden zum Verzehr ein: Junges, herbes Apfellaub (Malus spp.) kannst du getrocknet in den Tee oder roh in Kräutermischungen geben. Kirschen, Pflaumen und Schlehen (Prunus-Arten) besitzen Blätter, die sich im Jungstadium roh, im Tee oder zum Aromatisieren von Spirituosen eignen – in geringen Mengen wegen der enthaltenen Blausäure-Glykoside. Gleiches gilt für das Blattwerk der Felsenbirnen (Amelanchier ovalis, A. lamarckii, A. spicata) [1].

Ulmengewächse (Ulmaceae)

Unsere heimischen Ulmen-Arten, Flatter-, Feld- und Berg-Ulme (Ulmus laevis, U. minor, U. glabra, Ulmaceae), besitzen einfache, gesägte Blätter, die gut am deutlich asymmetrischen Blattgrund zu erkennen sind. Sie schmecken mildaromatisch und eignen sich für Salate oder und gemüseartige Zubereitungen. Unreife, junge Früchte kannst du roh genießen oder als Streckmehl verwenden [1].

Berg-Ulme-Frucht
Früchte der Berg-Ulme (Ulmus glabra, Ulmaceae)
Feld-Ulme
Asymmetrischer Blattgrund der Feld-Ulme (Ulmus minor, Ulmaceae)

Weinrebengewächse (Vitaceae)

Die Weinrebe (Vitis vinifera, Vitaceae) besitzt 3- bis 5-lappige Blätter und Ranken. Mehjährige Äste verholzen [4]. Zarte Blätter kannst du als Blattrouladen füllen, in Salate mischen oder als Sauerkraut einlegen [1]. Fünfblättriger Wilder Wein/Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus inserta, Vitaceae) klettert ebenfalls mithilfe von Ranken. Die Pflanze hat fünfteilige Blätter, deren Rand grob gesägt ist. Weiche, säuerliche Blätter und Triebspitzen lassen sich roh oder gekocht verspeisen. [1]

Wein
Kultur-Wein (Vitis vinifera ssp. vinifera, Vitaceae)
Jungfernrebe
Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus inserta, Vitaceae)

Hanfgewächse (Cannabaceae)

Junge Triebspitzen und Blätter vom Hopfen (Humulus lupulus, Cannabaceae) kannst du als Spargelgemüse dünsten oder kurz braten. Sie sind reich an Bitterstoffen, Gerbstoffen sowie Flavonoiden und enthalten ätherisches Öl [1].

Maulbeergewächse (Moraceae)

Die Blätter der Weißen Maulbeere (Morus alba, Moraceae) sind besonders reich an Eiweiß und Gerbstoffen. Sie ergeben sehr gute gekochte Gemüsegerichte [7]. Das Laub eines weiteren Maulbeergewächses lässt sich ebenfalls in der Küche verwenden: Feigenblätter (Ficus carica, Moraceae) eignen sich zum Aromatisieren diverser Speisen [8].

Malvengewächse (Malvaceae)

Junge, milde Blätter vom Eibisch (Althaea officinalis, Malvaceae) kannst du in Salaten und als Sauerkraut zubereiten. Man verwendet sie auch arzneilich: Reich an Schleimstoffen, Flavonoiden und Gerbstoffe wirken sie abführend und lindern Harnwegs- sowie Darmbeschwerden [1].

Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)

Bei uns sind Stachelbeergewächse sommergrüne Sträucher wie (Alpen-)Johannisbeere (Ribes alpinum, R. rubrum, R. nigrum) und Stachelbeere (Ribes uva-crispa). Die Blätter der Roten Johannisbeere duften nicht wie die der Schwarzen Johannisbeere, beide kommen in Teemischungen zum Einsatz [3]. Junge, eiweißreiche Blätter und Blütenknospen der Stachelbeere kannst du in Salaten, Suppen, Tee und Gemüsegerichten benutzen [1].

Berberitzengewächse (Berberidaceae)

Die Berberitze (Berberis vulgaris, Berberidaceae) besitzt lange, spitze Dornen. In ihren Achseln wachsen die meist dreiteiligen, eiförmigen Blätter. Ziergehölze aus der Gattung finden sich häufig in Gärten und Parks, man sollte sie aber nicht verwenden. Der Geschmack der Blätter erinnert an Sauerampfer. Solange sie frisch ausgetrieben sind, eignen sie sich roh, gekocht oder als Sauerkraut eingelegt in kleinen Mengen zum Verzehr [1, 4].

Berberitze
Knospen der Berberitze (Berberis vulgaris, Berberidaceae)
Die Früchte der Berberitze sind ebenfalls essbar.

Schmetterlingsblütler (Fabaceae)

Junge Triebe ohne Dornen des Dornigen Hauchechels (Ononis spinosa, Fabaceae) kann man gewürzartig in Salaten und Saucen verwenden [1].

Magnoliengewächse (Magnoliaceae)

Getrocknete Blätter der immergrünen Großblütigen Magnolie (Magnolia grandiflora, Magnoliaceae) eignen sich als Gewürz [8]. Ihre Blüten und die der Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangiana, Magnoliaceae) besitzen ein Aroma nach Ingwer und Kardamom. Sie sind fantastisch in Sirup oder süß-sauer eingelegt [9].

Myrtengewächse (Myrtaceae)

Auch die Blätter des Blauen Eukalyptus (Eucalyptus globulus, Myrtaceae) findet man als Gewürz oder Aromageber [8].

Hartriegelgewächse (Cornaceae)

Blüten und junge Blätter der Kornelkirsche (Cornus mas, Cornaceae) eignen sich für Tee oder als Würze. Vom Roten Hartriegel (Cornus sanguinea, Cornaceae) sollte man nur erhitze Früchte verzehren; vom bei uns als Zierpflanze eingeführten Blumen-Hartriegel (Cornus cousa, Cornaceae) rohe oder gekochte Früchte [1, 3].

Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Blühende Triebspitzen verschiedener Heide-Arten (Grau-Heide – Erica cinerea, Glocken-Heide – Erica tetralix, Schnee-Heide – Erica carnea, Ericaceae) und der Besen-Heide (Calluna vulgaris, Ericaceae) finden Verwendung als Würzmittel, im Tee, Gelee sowie Sirup und beim Bierbrauen [2].

Zypressengewächse (Cupressaceae)

Die nadelförmigen Blätter des Gewöhnlichen Wacholders (Juniperus communis, Cupressaceae) sind zu dritt wirtelig angeordnet, auf der dem Zweig zugewandten Seite mit einem deutlichen, weißen Streifen [4]. Weiche Triebspitzen kann man blanchieren, in Gemüsegerichten oder Suppen kochen, ausgereifte Blätter lassen sich als Tee zubereitet genießen [1].

Ölbaumgewächse (Oleaceae)

Die Triebspitzen der Gewöhnlichen Esche (Fraxinus excelsior, Oleaceae) sind eine bittere Zutat im Salat oder Tee. Aus den Früchten kannst du falsche Kapern herstellen, wobei das Kochwasser zum Entbittern mehrfach gewechselt werden sollte [1, 10].

Esche
Junge Blätter der Gewöhnlichen Esche (Fraxinus excelsior, Oleaceae)

Buchengewächse (Fagaceae)

Aus der Gattung der Eichen (Quercus) sind bei uns vor allem verbreitet die Stiel-Eiche (Quercus robur, Fagaceae), deren Früchte langgestielt, die Blätter ungestielt sind, und die Trauben-Eiche (Quercus petraea, Fagaceae), bei der es sich genau umgekehrt verhält. Eichen zeichnen sich durch einen hohen Gerbstoffgehalt aus. Die getrocknete Rinde junger Zweige wurde zum Gerben von Tierhäuten zu Leder verwendet [11]. Die Blätter sind sehr bitter, eignen sich aber als Gewürz oder in Wildpflanzensalz [1].

Junge Blätter der Stiel-Eiche (Quercus robur, Fagaceae)

Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)

Ganz junge, herbe, 7-teilige, handförmig gefingerte Blätter der Balkan-Rosskastanie (Aesculus hippocastanum, Sapindaceae) kannst du gewürzartig verwenden [1].

Weidengewächse (Salicaceae)

Weiden (Salix spp.) und Pappeln (Populus spp.) zeigen in der Regel Kätzchen als Blütenstände, haben getrenntgeschlechtliche Blüten und wachsen zweihäusig. Pappeln werden vom Wind, Weiden von Insekten bestäubt. Blütenkätzchen der Weiden stehen meist aufrecht, bei Pappeln hängen sie. Eine Weiden-Art zu bestimmen, kann kniffelig sein, da sie zu Bastardisierungen neigen. Alle in Mitteleuropa beheimateten Weiden-Arten lassen sich jedoch ähnlich verwenden: junge Blätter als bittere Beigabe im Salat. Die Silber-Weide (Salix alba, Salicaceae) hat das mildeste Aroma, erhitzt schmecken alle Arten bitter. Reife Blätter kommen für Tee infrage. Generell sollte man wegen des Salicin-Gehalts nur kleine Mengen zu sich nehmen. Die Verbindung wirkt fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Bayer hat Salicin in einer chemisch modifizierten Form als das Medikament Acetylsalicylsäure (Aspirin) auf den Markt gebracht. Junge Pappelblätter lassen sich roh oder gekocht in der Küche verwenden, sie schmecken streng. Eine Zubereitung als Sauerkraut ist überliefert. Später im Jahr kann man sie getrocknet zum Strecken von Mehl benutzen. Pappelknospen enthalten Salicin und werden medizinisch verwendet. Vor allem die der Schwarz-Pappel (Populus nigra, Salicaceae) geben darüber hinaus ein Vanille ähnliches Aroma an Speisen ab. Zu viel davon schmeckt jedoch bitter. [1, 4]

Weide
Weibliche Blütenkätzchen und Blattaustriebe einer Weide (Salix spec., Salicaceae)
Pappel
Winterknospen der Blätter und männliche Blütenkätzchen der Schwarz-Pappel (Populus nigra, Salicaceae)

Blätter verholzender Pflanzen, die sich (arzneilich) als Tee verwenden lassen

Cupressaceae: Auf den Riesenlebensbaum (Thuja plicata) trifft man ab und an als Ziergehölz. Bei den Ureinwohnern der nordwestlichen Pazifikküste der Vereinigten Staaten ist er eine überaus geschätze Pflanze: „Mother Cedar“ [12]. Tee der Blätter wurde von ihnen arzneilich gegen eine Reihe von Beschwerden wie Erkältungskrankheiten, Magen-Darm-Erkrankungen und Gelenkschmerzen eingesetzt [12, 13].

Ericaceae: Blätter verschiedener Vaccinium-Arten wie Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea) schmecken leicht schwarzteeartig und werden von April bis Mai gepflückt [1].

Fagaceae: Die Esskastanie (Castanea sativa) stammt ursprünglich aus Südeuropa und Kleinasien. Von den Römern wurde sie über die Alpen gebracht. Diese wärmeliebende Art findet man bei uns, wo sich auch Wein anbauen lässt. Auszüge der gerbstoffhaltigen Blätter wurden bei Husten und Keuchhusten eingesetzt, bei Durchfall sowie als Gurgelmittel bei Entzündungen im Rachenraum [1, 11].

Ginkogaceae: Die Blätter des Ginkgo (Ginkgo biloba) sammelt man laut 7song, einem US-amerikanischen Kräuterexperten, erst, wenn sie im späten Herbst von alleine herabfallen. Getrocknete Blätter fördern nachweislich die Durchblutung im Gehirn und werden z.B. bei Konzentrationsschwäche eingesetzt [14].

Ginkgo
Ginkgo (Ginkgo biloba, Ginkgoaceae)

Hamamelidaceae: Getrocknete Blätter, Rinde und durch Destillation aus den Zweigen gewonnenes Hamameliswasser der Virginischen Zaubernuss (Hamamelis virginiana) werden arzneilich vielfältig angewandt, z.B. bei Entzündungen der Haut und leichten Hautverletzungen [14].

Juglandaceae: Junge Triebe der Walnuss (Juglans regia) sind auffallend rot gefärbt. Die unpaarig gefiederten Blätter zeichnen sich durch einen hohen Gerbstoffgehalt aus. Reife, getrocknete Blätter bezeichnen Fleischhauer et al. als eine der besten heimischen Teespezialitäten [1]. Sie enthalten 10% Gerbstoffe sowie 4% Flavonoide und besitzen einen hohen Gehalt an Vitamin C (1%) [1].

Walnuss (Juglans regia, Juglandaceae)

Oleaceae: Die Blätter des Olivenbaums (Olea europea) ergeben einen herben Genuss-Tee, der inzwischen auch im Supermarkt erhältlich ist. Arzneilich lässt er sich ebenfalls anwenden. Er wirkt antiseptisch, adstringierend, fiebersenkend und sedativ [15].

Rhamnaceae: Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist vor allem für seine Vitamin-C-haltigen Früchte bekannt. Er ist gut zu erkennen an seinen langen, spitzen Dornen und den schmalen, länglichen, graugrünen Blättern, die unterseits silbrigweiß behaart sind. Sie enthalten viele Gerbstoffe und wirken adstringierend [16].

Giftige, verholzende Pflanzen

Adoxaceae: Schneeball (verschiedene Viburnum-Arten) und Holunder (verschiedene Sambucus-Arten) mit Ausnahme der Blüten und Beeren des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra)
Aquifoliaceae: Stechpalme (Ilex aquifolium)
Araliaceae: Efeu (Hedera helix)
Buxaceae: Buchsbaum (Buxus sempervirens)
Caprifoliaceae: Schneebeere (verschiedene Symphoricarpos-Arten) und Heckenkirsche/Geißblatt (Lonicera-Arten, die Blüten der mitteleuropäischen Arten wurden früher zum Aromatisieren verwendet [1])
Celastraceae: Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)
Cucurbitaceae: Zaunrüben (Bryonia alba und B. dioica)
Cupressaceae: Sadebaum/Stinkwacholder (Juniperus sabina, durch seine schuppenförmigen Blätter vom Gewöhnlichen Wacholder zu unterscheiden); Morgenländischer sowie Abendländischer Lebensbaum (Platycladus orientalis bzw. Thuja occidentalis)
Ericaceae: Rhododendron (verschiedene Rhododendron-Arten); Rosmarin-Heide (Andromeda polifolia)
Fabaceae: Goldregen (Laburnum anagyroides); Deutscher Ginster (Genista germanica) und weitere Arten der Gattung Genista; Besenginster (Cytisus scoparius); Geißklee (Chamaecytisus-Arten); Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia, nur die Blüten und gewässerte, erhitzte junge Schoten sind für den Verzehr geeignet [1]); Stechginster (Ulex europaeus, Blüten sind essbar und besitzen ein Kokosaroma [2])

Robinie-Blatt
Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia, Fabaceae)

Oleaceae: Liguster (Ligustrum vulgare); Gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris, die Blüten sind essbar [17] – Foto siehe unten); Forsythie (verschiedene Forsythia-Arten, die Blüten sind in geringen Mengen essbar)
Rhamnaceae: Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica); Faulbaum (Frangula alnus)
Simaroubaceae: Götterbaum (Ailanthus altissima)
Taxaceae: Eibe (Taxus baccata) – Foto siehe Teil 1 über essbare Gehölze
Thymelaeaceae: Seidelbast (Daphne mezereum)

Flieder
Gewöhnlicher Flieder (Syringa vulgaris, Oleaceae)

Ich wünsche dir viel Spaß dabei, dich durch die Blätter-Vielfalt zu probieren! Mein persönlicher Favorit dieser langen Liste an essbaren Gehölzblättern sind eindeutig die der Brombeere – auch in Kombination mit Onigiri!

Baumblatt-Onigiri
Baumblatt-Onigiri

BAUMBLATT-ONIGIRI

Ergibt 6 Stück
vegan

Für die Reisbällchen
300 g Sushi Reis
400 ml Wasser
Salz
2 El schwarzer Sesam
1 Handvoll Fliederblüten
3 El kleingeschnittenes Kimchi, optional
6 große oder 12 kleine Baumblätter deiner Wahl

Für die Miso-Glasur
1 El Miso
1 Tl Sesamöl
1 Tl Mirin
1 Tl Zucker
1 El Wasser
1 El Reisessig/Zitronensaft o.ä.
heller Sesam zur Deko

Für 1 Glas vegane Mayonnaise
120 g Walnussöl
1 Bund Triebspitzen der Knoblauchsrauke oder 1 Knoblauchzehe, geschält
100 ml Sojamilch
2 Tl mittelscharfer Senf
2 El Zitronensaft
1/2 Tl Ahornsirup
Salz, Pfeffer
1 kleine Prise Kala Namak (Schwefelsalz), optional

Für die Reisbällchen Sushi Reis waschen, bis das Wasch-Wasser klar bleibt. In einem Topf mit 400 ml Wasser mischen und 30 Minuten stehen lassen. Aufkochen und 15 Minuten auf niedriger Stufe köcheln lassen. Reis mit einer Gabel auflockern und zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen, Salz und schwarzen Sesam untermischen. Sobald der Reis etwas abgekühlt ist, nach Wunsch Fliederbüten unterheben.
Mit angefeuchteten Händen 50 g noch warmen Reis aufnehmen, eine Vertiefung formen und mit 1 Tl Kimchi füllen. Mit weiteren 50 g Reis abdecken und zu einer Kugel formen. Etwas platt drücken und die Seiten zu einem Dreieck formen. Die Reisbällchen lassen sich – gut vorm Austrocknen geschützt – nun im Kühlschrank aufbewahren.
Wenn man mag, kann man die Onigiri vor dem Verzehr grillen. Dazu eine Glasur aus Miso, Sesamöl, Mirin, Zucker, Wasser und Reisessig anrühren. Eine Seite der Reisbällchen damit bestreichen und auf einem Backblech im Ofen mit der Grillfunktion auf höchster Stufe 4-5 Minuten knusprig backen. Reisbällchen wenden und die andere Seite genauso grillen. Mit hellem Sesam bestreuen.
Für die vegane Mayonnaise Knoblauchsrauken-Öl herstellen: Walnussöl mit kleingeschnittenen Trieben der Knoblauchsrauke im Hochleistungsmixer zerkleinern, anschließend das Öl durch ein feines Tuch filtern. Alternativ eine Knoblauchzehe verwenden. Sojamilch, Senf, Zitronensaft, Ahornsirup, Salz, Pfeffer, ggf. Kala Namak und Knoblauchzehe in einen Hochleistungsmixer geben und mixen. Das Öl tröpfchenweise dazugeben und weiter mixen bis eine feste Mayonnaise entstanden ist. Kühlen. Hinweis: Das Rezept ergibt mehr Mayonnaise als man für die Reisbällchen benötigt, kleinere Mengen sind jedoch nur schwer herzustellen.
Zum Verzehr Baumblätter mit Mayonnaise bestreichen und das untere Drittel der Reisblättchen damit einwickeln. Bei großen Blättern reicht eins, bei kleinen benötigt man je eins für Vorder- und Rückseite.

Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.

Literatur

[1] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.
[2] Martynoga, F.: A Handbook of Scotland’s Wild Harvests. Saraband, Glasgow 2012.
[3] Beiser, R.: Tee aus Kräutern und Früchten. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2015.
[4] Lüder, R.: Grundkurs Gehölzbestimmung. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2012.
[5] Strauß, M.: Köstliches von Hecken und Sträuchern: bestimmen, sammeln und zubereiten. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2011.
[6] Williams, M., unter: http://www.gallowaywildfoods.com/rowan-buds-edibility-identification-distribution-recipes-cocktails (abgerufen am 29.04.2020).
[7] Fern, K., Plants For A Future, unter: https://pfaf.org/user/Plant.aspx?LatinName=Morus+alba (abgerufen am 29.04.2020).
[8] Baudar, P.: The New Wildcrafted Cuisine: Exploring the Exotic Gastronomy of Local Terroir. Chelsea Green Publishing, White River Junction 2016.
[9] Harford, R., unter: https://www.eatweeds.co.uk/list-of-edible-magnolia-flowers (abgerufen am 29.04.2020).
[10] Harford, R., unter: https://www.eatweeds.co.uk/ash-fraxinus-excelsior#Parts_Used_For_Food (abgerufen am 29.04.2020).
[11] Strauß, M.: Köstliches von Waldbäumen: bestimmen, sammeln, zubereiten. Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2010.
[12] Kimmerer, R. W.: Braiding Sweetgras – Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge, and the Teachings of Plants. Milkweed Editions, Minneapolis 2013.
[13] Fern, K., Plants For A Future, unter: https://pfaf.org/user/Plant.aspx?LatinName=Thuja+plicata (abgerufen am 29.04.2020).
[14] Grünwald, J., Jänicke, C.: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München, 2015.
[15] Fern, K., Plants For A Future, unter: https://pfaf.org/user/Plant.aspx?LatinName=Olea+europaea (abgerufen am 29.04.2020).
[16] Fern, K., Plants For A Future, unter: https://pfaf.org/user/Plant.aspx?LatinName=Hippophae+rhamnoides (abgerufen am 29.04.2020).
[17] Fern, K., Plants For A Future, unter: https://pfaf.org/user/Plant.aspx?LatinName=Syringa+vulgaris (abgerufen am 29.04.2020).