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So wickelst du selbst Beifuß-Räucherbündel (Smudge Sticks)

Beifuß (Artemisia vulgaris, Asteraceae) gilt als das Zauber- und Schamanenkraut schlechthin. Überall auf der Welt, wo sie wachsen, nutzt man verschiedene Beifuß-Arten zum Heilen und Räuchern. Früher legte man sich das Kraut beim Tanz um das Johannisfeuer als Sonnwendgürtel an und warf den Kranz ins Feuer, um sich aller Krankheiten zu entledigen. Zur Wintersonnenwende räucherte man Haus und Hof damit, um ungute Geister zu vertreiben. Benannt ist Beifuß nach Artemis, Göttin der Wildnis und Beschützerin der Gebärenden – diese Pflanze gilt als traditionelles Frauenkraut, sie wirkt menstruationsfördernd und entkrampfend. Der Duft von Beifuß entspannt und beruhigt. Die Wirkung nutzten Schamanen, um ihre Seelenreisen zu ermöglichen. Bekannt ist diese Pflanze auch als klassisches Gänsebratengewürz – es fördert die Fettverdauung. Interessanterweise ist die Gans für Germanen, Slawen und Sibirier das Symbol der fligenden Seele. Die Wirkung vom Beifuß geht auf die darin enthaltenen Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Cumarine und ätherischen Öle (u.a. Cineol und Thujon) zurück. [1, 2, 3]

Beifuss-Bluete
Beifuß-Blütenstand (Artemisia vulgaris, Asteraceae)
Beifuss-Blatt
Beifuß-Trieb

Es gibt unterschiedliche Zeitpunkte, Beifuß zum Räuchern zu ernten. Das Aroma ist am intensivsten, wenn die Blüten im Knospenstadium sind. Manche trocknen nur die Blütenstände mit ihren kleinen, gelblichen bis rotbraunen Röhrenblüten. Aber schon jetzt verströmen die Blätter einen fantastischen Duft beim Zerreiben und eignen sich für die ersten Räucherbündel (auch genannt Smudge Sticks) des Jahres. Du findest das Kraut an Weg- und Straßenrändern oder auf Ödland. Man erkennt es am Aroma und an der weißen Unterseite der tief fiederspaltigen Blätter, außerdem an den Öhrchen am Blattgrund. So lässt sich Beifuß von der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia, Asteraceae) unterscheiden, die aus Nordamerika stammt und deren Pollen als stark allergen gelten. Häufig ist der Beifuß-Stängel rotbraun überlaufen.

Frisch aufgeblühten Wiesen-Salbei (Salvia pratensis, Lamiaceae) oder Baldrian (Valeriana officinalis, Caprifoliaceae) kann man ebenso unter das Räucherbündel mischen wie aromatische, übrig gebliebene getrocknete Kräuter aus dem letzten Jahr. Ich nutze hier Birke (Betula pendula, Betulaceae), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris, Brassicaceae), Lavendel (Lavandula angustifolia, Lamiaceae), Schafgarbe (Achillea millefolium, Asteraceae) und Oregano (Origanum vulgare, Lamiaceae) – erlaubt ist, was gefällt! Auch Länge und Form deines Räucherbündels kannst du beliebig wählen.

Beifuss-Raeucherbuendel-Wickeln

Außer den Kräutern deiner Wahl benötigst du noch Schnur aus Naturfasern (pro Bündel etwa so lang wie die Spannweite deiner Arme) und eine Schere oder ein Messer, um die Pflanzen auf eine einheitliche Länge zu stutzen. Am besten lässt du frische Kräuter einen Tag anwelken, damit später im Inneren des Bündels nichts schimmelt. Nur getrocknete Kräuter zu verwenden, empfehle ich nicht: Sie würden beim Binden auseinander brechen. Aber mit etwa 20 Zentimeter langen Triebspitzen vom Beifuß hält alles schön zusammen.

Wenn du deine ausgewählten, angewelkten Kräuter gebündelt hast, legst du ein paar Zentimeter vom Stielende entfernt die Schnur darum und machst einen Knoten – ein Ende der Schnur lässt du lang, beim anderen lässt du nur etwa 15 Zentimeter stehen. Mit dem langen Ende wickelst du jetzt in einer Spirale zum oberen Ende des Büschels und kreuzweise wieder nach unten, wo du die beiden Schnurenden noch einmal verknotest.

Beifuss-Raeucherbuendel-Griff

Wenn du magst, kannst du deinem Räucherbündel noch einen praktischen Griff basteln: Mit dem langen Schnurende wickelst du dicht an dicht in Richtung des unteren Endes der Kräuter und wieder nach oben, bis zum kurzen Schnurende. Hier kannst du noch einmal beide Enden miteinander verknoten und eine nützliche Schlaufe bilden, mit der du das Räucherbündel etwa zwei Wochen zum Trocknen aufhängst. Natürlich kannst du auch beide Schnüre abschneiden und das Ganze im Liegen trocknen lassen. Zum Verglimmen zündest du einfach das obere Ende deines Räucherbündels an und schon kannst du Duft und Wirkung genießen!

Beifuss

Im Umgang mit essbaren Wildpflanzen gilt: Sammle nur, was du hundertprozentig bestimmen kannst und nicht unter Naturschutz steht. Probier erst eine kleine Menge, wenn du eine Wildpflanze zum ersten Mal zu dir nimmst. Recherchiere potentielle Kontraindikationen, z.B. bei Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft oder Allergien. Für Schäden kann keine Haftung übernommen werden.

Literatur

[1] Storl, W. D.: Wolfsmedizin – Eine Reise zu den Pflanzenheilkundigen in der Mongolei und Sibirien. AT Verlag, Aarau und München 2018.
[2] Stumpf, U.: Kräuter – Gefährten am Wegesrand. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2018.
[3] Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München, 2016.
[4] Lüder, R.: Grundkurs Pflanzenbestimmung. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2013.